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Fastelovend em Blut, he un am Zuckerhot - Zucker wo?

Wer von Euch war beim Kölner Rosenmontagszug? Habt Ihr den Zuckerhot gesehen? Nicht? Wir auch nicht. Nicht mal Vertreter davon.

 

Es folgt nun die Rupfung eines Traditionshuhns.

 

Wer auch immer die Parole „Fastelovend em Blut, he un am Zuckerhot“ herausgegeben hat, es war wahrscheinlich die einsame Entscheidung eines humorbegabten und wahnsinnigen Einzelgängers im Kölner Karneval, die vom Rest des mehr alt als ehrwürdigen Karnevalskomitees nicht abgesegnet wurde.

 

Dieser lebensbejahende Träumer musste infolge um sein Leben laufen, denn der Rosenmontagszug war ihm auf den Fersen. 50, mit überwiegend älteren, übergewichtigen oder hageren, bluthochdruckleidenden, schnauzbärtigen Männern bemannte Karnevalswagen jagten einen einsamen Sambatrupp durch die Straßen, und versuchten mit grimmiger Miene dem lustigen Treiben Einhalt zu gebieten. Sie reichten in 5m Abständen jeweils 1 Bonbon in die Menge hinab, während die Musikcorps sich weigerten, Stimmungsmusik zu spielen.

 

Wir sahen dutzende mit protzigen Goldpferdchen beflankte Funken-Wagen, aber kaum originelle Themenwagen zum Lachen, Schmunzeln, Nachdenken oder Bestaunen. Die einzige Farbenvielfalt fand auf den Hüten der Funken statt. Der eine hatte rote Federn, der andere grüne, der andere blaue, manche sogar orangene. Sehr schön.

 

Zwischendrin versuchte sich ein einzelner Privatwagen aus der misslichen Lage zu befreien, heizte der Menge mit peppiger Musik ein, die sofort und dankbar reagierte. Dann wieder kam ein professioneller Stimmungstöter mit Federn auf dem Hut.

 

Die Kölner Karnevalsvereine präsentierten sich in selbstverliebter Lustlosigkeit ohne Rücksicht auf das lebensfrohe Motto. Wo blieb die Integration des brasilianischen Karnevals, den sie großmundig eingeladen haben? Die betuchten Karnevalsfunktionäre protzten auf ihren Wagen mit ihren Ämtern, aber nicht mit der Kölschen Lebensart. Und es fällt inzwischen auf: wo sind die Frauen??? Da poltern 50 Wagen mit unansehnlichen Männern dahin und kaum eine geschweige denn schöne Frau dazwischen? Merkt ihr was? Allein die Fußtruppen haben sich mit Tante Fröhlichkeit angefreundet. Sowie der einzige Damenkarnevalsverein "Colombina Colonia".

 

Das war mal anders.

 

Liebes Kölner Karnevalskomitee. Wir hatten einen richtig schönen Tag. Aber da könnt ihr nichts für. Die Stimmung kam aus uns selbst und aus dem Bierhahn. Wir sind stolz auf Köln, wir sind stolz auf unseren Karneval, aber was ihr dieses Jahr am Rosenmontagszug abgeliefert habt, ging zu weit oder kam zu kurz, oder was auch immer. Was sollte der Zuckerhot in der Parole, wenn ihr uns Fußvolk keinen einzigen schönen Anblick gönnt? Wo waren die originellen Karnevalswagen, wo war die Arten- und Geschlechtervielfalt, wo waren die stürmischen Trommler, die bunten Brasilianer und Sambatänzer, wo waren die schönen Frauen und Kostüme, wo war der verdammte Zuckerhot em Blut?

 

Nächstes Jahr sind wir wieder dabei, stehen brav am Friesenplatz, doch diesmal erwarten wir von euch, dass ihr nicht nur für die Kameras am Dom lächelt und Kamelle werft, sondern auch dort, wo euch niemand groß rausbringt und ihr einfach nur dem Kölner Karnevalsgedanken verpflichtet seid.

 

Alaaf!


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