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Welche Therapien helfen Fotografen wirklich?

Oder: von der Last des Spaziergangs

Die rastlosen Augen des Fotografen sehen und suchen. Sie finden und fluchen: denn mit fast an 100 % grenzender Sicherheit hat er just dann keine Kamera zur Hand, wenn es sich lohnt. Schleppt er sie hingegen mit auf der Suche nach dem Big Shot, zieht sich der Himmel zu, verblassen die Farben, die Welt gibt sich strunzenlangweilig.

 

Na denn, fotografieren wir doch die Strunzenlangeweile. Das wiederum ist eine seelische Herausforderung, denn die Konsequenz des gelungenen Bildes liegt darin, dass kein Schwein es sehen möchte, weil: langweilig! Ziel erreicht, Fotograf auf der Couch.

 

Also trickst der Fotograf das Schicksal aus. Er legt mit dramatischer Geste die Kamera in die Tasche, schließt diese demonstrativ im Schrank weg, schnappt sich den Mantel und trottet scheinbar deprimiert ins Leben hinaus. Was das Schicksal nicht sehen darf, ist die kleine Kompakte im Innenfutter des Mantels - mit Schnellzugriffsöffnung.

 

Aber das Schicksal reagiert boshaft auf Betrugsversuche. Statt einfach nur den Spielverderber zu spielen, greift es zur sadistischen Intrige.

 

Nicht nur, dass sich dem Fotografen mit der heimlich mitgeschmuggelten Kompakten auf einmal der Himmel öffnet, nein, es zaubert sogar skurile Wolkengebilde hinein, hinter der sich eine orangefarbene Sonne durchdrückt, um abstrakte Schattenkunst auf das lila getünchte Feld zu malen, über das gerade ein pinkfarbener Delfin mit anmutig überstrecktem Rücken hinweg fliegt, hinter dem sich ein fluoreszierender Regenbogen spannt.

 

Mit diesem Motiv hätte der Fotograf sein Ticket zum Weltruhm in der Tasche gehabt... wäre, ach wäre die kleine Kompakte auch nur im Ansatz in der Lage gewesen, ein solches Schauspiel technisch gebügelt zu bekommen. Hätte das Objektiv, der Weißabgleich, die Auflösung, die Blende, der Zoom, ach schlicht dieses gesamte Sch...gehäuse auch nur ein Fitzelchen der Qualität gezeigt, die die sonst zumeist überflüssigerweise mitgeschleppte Profikamera hat.

 

Mit der richtigen Kameraausrüstung wäre das Ding längst im Kasten gewesen...

 

Nach solchen Erlebnissen träumt der Fotograf schlecht. Für lange lange Zeit. Immer wieder holen ihn die verpassten Momente ein, während eine Schicksalsstimme hämisch aus dem Off lacht.

 

Irgendwann, so schwant es dem Fotografen, muss er lernen, einen Spaziergang auch mal ohne Kamera bewältigt zu bekommen. Mit Hilfe eines Therapeuten! ... Oder mit hoffentlich und endlich einer verdammten guten kleinen Kompakten, die es aber mit jedem pinken Flugdelfin aufnehmen kann!


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